Das Opernglas – Ausgabe 09/2018
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Was haben wir gelitten! In all den Jahren, in denen uns im Sommer entgegen kalendarischer Behauptung mit unbeständigen April-Kapriolen, wilden Herbststürmen oder trübstem Novemberregen die Festspielzeit vermasselt wurde, war das Klagen groß. Der Openair-B
INHALTSVERZEICHNIS
EDITORIAL
EDITORIAL
Autor: R. Tiedemann · Ausgabe 9 /2018
Was haben wir gelitten! In all den Jahren, in denen uns im Sommer entgegen kalendarischer Behauptung mit unbeständigen April-Kapriolen, wilden Herbststürmen oder trübstem Novemberregen die Festspielzeit vermasselt wurde, war das Klagen groß. Der Openair-Besuch als logistische wie nervliche Herausforderung für das Publikum, ruinierte Abendgarderobe, Regencape-Geraschel und wüste Schirmdispute inklusive; auf Veranstalterseite der längst zur Routine gewordene Blick abwechselnd gen Himmel, zur Wetter-App und auf das Regenradar der nächstgelegenen Meteorologen, um das Kommende nur ja richtig einzuschätzen im Hinblick auf Spielbarkeit, Sicherheit, Zumutbarkeit für empfindliche Sängerkehlen und witterungssensible Musikinstrumente wie auch in Bezug auf die Gefahren eines finanziellen Verlusts durch abgebrochene oder gänzlich abgesagte Veranstaltungen. – Wie anders war das in diesem Jahr! Eine Festspielzeit mit konstanter Sommerlichkeit, mit Sonne satt und hohen Temperaturen.
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INTERVIEWS
Das Lied-Plädoyer: KONSTANTIN HEUER – Über uns beide
Autor: Yeri Han · Ausgabe 9/2018
Der DEBUT-Wettbewerb schärft weiter sein Profil. Für den Lied-Preis wurde nun eigens ein neues Werk in Auftrag gegeben. Konstantin Heuer hat es komponiert.
Das Porträt: JURI GILBO – Wie eine Familie
Autor: Gabriele Helbig · Ausgabe 9/2018
Seit 20 Jahren ist er Chefdirigent und Künstlerischer Leiter der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg und aus dem europäischen Kulturleben längst nicht mehr wegzudenken.
Vorgestellt: TANSEL AKZEYBEK – Immer ein Aha-Erlebnis!
Autor: Tony Kliche · Ausgabe 9/2018
Er singt Partien sowohl im Belcanto- als auch im Wagnerfach, ist derzeit im Ensemble der Komischen Oper Berlin und tritt daneben auch international als Gast auf: Eine Karriere, die sich der in der Türkei aufgewachsene Tenor vor Jahren nicht ansatzweise hätte vorstellen können.
Das Interview: NADINE SIERRA – Stimme und Botschaft
Autor: Ursula Ehrensberger · Ausgabe 9/2018
Elitäre Vorurteile abbauen und Hoffnung spenden in einer Zeit, die es nötig hat: Die amerikanische Sopranistin erweist sich im ausführlichen Interview als sehr reflektierte und äußerst offene Gesprächspartnerin.
Im Gespräch: BARBARA BONNEY – Eine große Verantwortung
Autor: Andreas Laska · Ausgabe 9/2018
Mit großer Hingabe widmet sich die Starsopranistin seit vielen Jahren der Sänger-Ausbildung. In diesem Jahr ist sie erstmals beim Wettbewerb DEBUT tätig – sowohl als Jurymitglied als auch als Schirmherrin.
AUFFÜHRUNGEN
FESTIVAL D’AIX-EN-PROVENCE Ariadne auf Naxos
9. Juli ·Théâtre de l’Archevêché ∙ Autor: R. Tiedemann · Ausgabe 9/2018
Lise Davidsen, die Elisabeth der nächstjährigen »Tannhäuser«-Produktion bei den Bayreuther Festspielen, stellte sich als Ariadne dem französischen Festspielpublikum vor, das daneben mit Prokofjews »Feurigem Engel« in der Regie von Mariusz Trelinski einen wahren Psychoschocker erlebte.
ROSSINI IN WILDBAD La cambiale di matrimonio
27. Juli · Kurtheater ∙ Autor: J. M. Wienecke · Ausgabe 9/2018
Zum dreißigjährigen Jubiläum des Rossini-Festivals in Bad Wildbad gab es abermals ein Belcanto-Feuerwerk vom Feinsten, etwa bei »Moïse«, wo große Stimmen für Feststimmung im Saal sorgten. »La cambiale di matrimonio« wurde als Persiflage auf das Regietheater inszeniert.
BAYREUTHER FESTSPIELE Lohengrin
25. Juli · Festspielhaus · Autor: M. Lehnert· Ausgabe 9/2018
Ein Traum in Blau: Die Totalansichten der gemalten Bühnenbilder des Künstlers Neo Rauch sind es vor allem, die beim neuen Bayreuther »Lohengrin« beeindrucken. Musikalisch wie szenisch die Überraschung am grünen Hügel: der überarbeitete »Parsifal« unter neuer musikalischer Leitung. Aber auch Plácido Domingos Debüt am Dirigentenpult für die »Walküre« überraschte. Dazu das Jubiläum der Kinderoper und eine Uraufführung.
CHORÉGIES D’ORANGE Mefistofele
5. Juli ∙ Théâtre Antique ∙ Autor: R. Tiedemann · Ausgabe 9/2018
Beinahe Bühnenunfall und große Stimmen in der römischen Arena von Orange: Boitos Meisterwerk »Mefistofele« wurde als Opernspektakel gefeiert.
BREGENZER FESTSPIELE Beatrice Cenci
22. Juli · Festspielhaus ∙ Autor: M. Wilks · Ausgabe 9/2018
Gewalt und Korruption, Schuld und Sühne: Die Bregenzer Festspiele gaben Berthold Goldschmidts Oper »Beatrice Cenci« aus dem Jahr 1950 eine neue Chance.
SALZBURGER FESTSPIELE Salome
28. Juli · Felsenreitschule · Autor: U. Ehrensberger · Ausgabe 9/2018
Eine Sopranistin wird mit der Salome von Richard Strauss zum Shootingstar der Festspiele, während man Wolfgang Amadeus Mozart, dem großen Sohn der Stadt, mit einer misslungenen »Zauberflöte« weder szenisch noch musikalisch ähnlichen Gefallen tat.
MÜNCHNER OPERNFESTSPIELE Parsifal
28. Juni · Nationaltheater ∙ Autor: J. M. Wienecke · Ausgabe 9/2018
Der Star im Nationaltheater war der Chef: Kirill Petrenko war praktisch im Dauereinsatz. Er dirigierte nicht nur den »Ring«, und Puccinis »Trittico«, sondern auch eine Neuproduktion von Wagners »Parsifal« mit Jonas Kaufmann und Nina Stemme. Im Prinzregententheater wurde eine ungewöhnliche Realisation von Haydns »Orlando Paladino« bejubelt.
ARENA DI VERONA Aida
23. Juni ∙ Arena · Autor: W. Kutzschbach · Ausgabe 9/2018
Wieder berühmte Sänger in die Arena von Verona zu locken; das ist der Plan der neuen Intendantin, der Sopranistin Cecilia Gasdia. Sie startete mit prominent besetzten »Aida«- und »Carmen«-Vorstellungen.
ST. GALLER FESTSPIELE Edgar
29. Juni ∙ Klosterhof · Autor: Th. Baltensweiler · Ausgabe 9/2018
Mit der Idee eines Mysterienspiels eine problematische Oper gerettet: Regisseur Tobias Kratzer verhalf Puccinis »Edgar« vor der imposanten St. Galler Kathedralen-Kulisse zum Erfolg. Marcello Giordani sang die Titelpartie.
BARTÓK PLUS OPERA FESTIVAL MISKOLC Semmelweis
9. Juni · Nationaltheater · Autor: W. Kutzschbach · Ausgabe 9/2018
Das könnte man andernorts gut nachspielen: Anlässlich des 200. Geburtstages des in Budapest geborenen Arztes Ignaz Semmelweis, der die Ursachen hoher Sterblichkeit am Kindbettfieber ergründet hatte, zeigte das Festival in Miskolc die Kammeroper »Semmelweis« von Raymond J. Lustig. Auch eine interessante Rarität: »La Rivale«, die Tragikomödie um eine ehemals berühmte Operndiva, an die sich niemand mehr erinnert, bot tiefgründige Unterhaltung.
SPECIALS / INFO
NACHRUF
HUGUETTE TOURANGEAU
Sie war eine vorzügliche Barock- und Belcanto-Altistin – und im Umkreis von Richard Bonynge und Joan Sutherland immer wieder auf der Opernbühne sowie auf Tonträger zu hören. Huguette Tourangeau, die am 21. April 2018 im Alter von 79 Jahren in ihrer kanadischen Heimat gestorben ist, war in den 1960er-Jahren auf den australischen Dirigenten getroffen, der ihr wichtigster Förderer werden sollte und sie fortan immer wieder für gemeinsame Aktivitäten mit seiner Gattin verpflichtet hatte. Am 12. August 1938 in Montreal geboren, hatte Tourangeau am Konservatorium in Québec studiert, 1964 ihr Bühnendebüt als Mercédès in »Carmen« unter Zubin Mehta in ihrer Geburtsstadt gegeben, im selben Jahr die „Metropolitan Opera National Council Auditions“ gewonnen und 1966 einen ersten großen Erfolg als Carmen an der New York City Centre Opera eingefahren. 1973 gab sie ihr Debüt an der Met in New York als Nicklausse in »Les Contes d’Hoffmann« an der Seite von Plácido Domingo als Hoffmann. Auch abseits der Arbeit mit dem berühmten Künstlerehepaar Bonynge / Sutherland war die Künstlerin an vielen großen internationalen Opernhäusern zu Gast gewesen. In den frühen 1980er-Jahren verabschiedete sie sich von Bühne, um künftig ihre Erfahrungen an junge Schülerinnen und Schüler weiterzugeben.
Sie war eine vorzügliche Barock- und Belcanto-Altistin – und im Umkreis von Richard Bonynge und Joan Sutherland immer wieder auf der Opernbühne sowie auf Tonträger zu hören. Huguette Tourangeau, die am 21. April 2018 im Alter von 79 Jahren in ihrer kanadischen Heimat gestorben ist, war in den 1960er-Jahren auf den australischen Dirigenten getroffen, der ihr wichtigster Förderer werden sollte und sie fortan immer wieder für gemeinsame Aktivitäten mit seiner Gattin verpflichtet hatte. Am 12. August 1938 in Montreal geboren, hatte Tourangeau am Konservatorium in Québec studiert, 1964 ihr Bühnendebüt als Mercédès in »Carmen« unter Zubin Mehta in ihrer Geburtsstadt gegeben, im selben Jahr die „Metropolitan Opera National Council Auditions“ gewonnen und 1966 einen ersten großen Erfolg als Carmen an der New York City Centre Opera eingefahren. 1973 gab sie ihr Debüt an der Met in New York als Nicklausse in »Les Contes d’Hoffmann« an der Seite von Plácido Domingo als Hoffmann. Auch abseits der Arbeit mit dem berühmten Künstlerehepaar Bonynge / Sutherland war die Künstlerin an vielen großen internationalen Opernhäusern zu Gast gewesen. In den frühen 1980er-Jahren verabschiedete sie sich von Bühne, um künftig ihre Erfahrungen an junge Schülerinnen und Schüler weiterzugeben.
REPORT
ABSCHIEDSGALA
Edita Gruberova hat am 23. Juni 2018 Abschied vom Wiener Staatsopernpublikum genommen – unter großem Jubel, Blumen- und Konfetti-Regen, unzähligen roten Papier-Herzen und Transparenten, auf denen Grußbotschaften in diversen Sprachen zu lesen waren.
Vor achtundvierzig Jahren hatte die Primadonna als Königin der Nacht in Mozarts »Zauberflöte« am Haus debütiert. Nun hieß es nach nahezu 700 Vorstellungen Abschied zu nehmen. Dabei zog die „Königin des Belcanto“ noch einmal alle Register ihres Könnens und begeisterte die Fans in der ausverkauften Staatsoper mit Arien aus »Die Entführung
aus dem Serail«, »Don Giovanni«, »Idomeneo«, »La Traviata«, »Roberto Devereux«, »Tannhäuser« und »Die Fledermaus«. Das Publikum dankte der Ausnahmekünstlerin mit mehr als 50 Minuten Applaus. „Ein Kreis hat sich geschlossen“ verkündete Gruberova am Ende und sagte ganz unsentimental: „Adieu. Jetzt ist es genug.“
NAMEN UND DATEN
JAVIER CAMARENA wandelt auf seiner neuen CD auf den Spuren des berühmten spanischen Tenors, Komponisten und Gesangslehrers Manuel Garcia (1805 - 1906). Neben dessen Kompositionen, darunter drei Ersteinspielungen, enthalt das Album mit dem Titel „Contrabandista“ aber auch Stücke von Niccolo Antonio Zingarelli und Gioachino Rossini. Mit der Aufnahme beginnt eine Reihe von Einspielungen, die von der Cecilia Bartoli-Musikstiftung produziert und von Decca unter einem neuen Label „Decca – mentored by Bartoli“ veröffentlicht werden. Mit diesem Projekt will die Stiftung neue Aufnahmen von außergewöhnlichen Künstlern fördern und betreuen. Begleitet wird der mexikanische Tenor von dem 2016 von der Mezzosopranistin initiierten und auf historischen Instrumenten spielenden Orchester „Les Musiciens du Prince - Monaco“. Auf der Opernbühne steht der Tenor derzeit als Arturo in Bellinis »I Puritani« am Liceu in Barcelona (5., 8., 11., 14., 19.10.) und nach seiner Mitwirkung im Rahmen der jährlichen Richard Tucker-Gala in New York / Carnegie Hall (21.10.) als Nadir in »Les Pêcheurs de perles« (14., 17., 20., 24., 28.11. + 1., 8.12.) an der benachbarten Metropolitan Opera.
Weitere Infos und Termine von Sonya Yoncheva, Elena Pankratova, Simon O’Neill, Tamara Wilson, Piotr Beczala, Anna Pirozzi und anderen.
Weitere Infos und Termine von Sonya Yoncheva, Elena Pankratova, Simon O’Neill, Tamara Wilson, Piotr Beczala, Anna Pirozzi und anderen.
AUDIO
NEUE CDs
Wie schon seit einigen Jahren Tradition, erschien auch in diesem Sommer eine neue Folge jenes Mozart-Zyklus’, den die Deutsche Grammophon seit 2011gemeinsam mit Yannick Nézet-Séguin und Rolando Villazón einspielt. Aufgenommen wird rund um konzertante Aufführungen im Festspielhaus Baden-Baden, wobei stets unklar bleibt, wie viel Live-Material tatsächlich verwendet wird. Nun also ist Album Nummer 5 erschienen: »La Clemenza di Tito«, aufgenommen im Juli des Vorjahres. Außerdem auf der Aufnahme mit dabei: Joyce DiDonato, Marina Rebeka, Tara Erraught, Regula Mühlemann und Adam Plachetka.
Fotos diese Seite © Das Opernglas /Olah, Cyr, Neroslavski, A. Heuer, Bartsch, Gromelle, Walz, Nawrath, Dorendorf, Ennevi, Bregenzer Festspiele, Victor, Bartók Plusz Operafesztivál, Pfeiffer, Taylor, Muro, Renaud