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Das Opernglas – Ausgabe 05/2022

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INHALTSVERZEICHNIS


AUSGABE 05/2022

Das komplette Inhaltsverzeichnis mit allen Themen 
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EDITORIAL

  • EDITORIAL

    Autor: Y. Han · Ausgabe 5/2022 | Geht es um Neue Musik, scheint es oftmals nicht ohne Aufteilung in zwei Lager zu gehen, so als handle es sich um eine dogmatische Glaubensfrage. Uraufführungen werden zwar stets mit großem Interesse zur Kenntnis genommen und konsumiert, lösen aber nicht immer die gleichen Gefühle aus, wie es die sogenannten Repertoireklassiker mit ihren schwelgerischen Melodien tun.|%weiter% Einer der ersten Gründe dafür ist regelmäßig die teils stark aufgebrochene Tonalität, mit der unser Harmonien-geschultes Gehör zumeist nicht vertraut ist; verbunden mit einer dazu auch noch abstrakten Handlungsebene ist man als Zuschauer leicht überfordert – das Musiktheatererlebnis ist dann nicht mehr nur bloßer Genuss, sondern mit einer eigenen Arbeitsleistung verbunden, der bewussten und sekündlichen Aufarbeitung des neuartigen Reizes. Wie kann so eine organische Erweiterung unseres musikalischen Kanons in dieser Phase einer sich schälenden Gesellschaft im nicht enden wollenden Ausnahmezustand idealerweise aussehen? Es kann dabei nicht nur um das Finden von neuen Tönen, noch ungehörteren musikalischen Formen gehen. Der Transit ins Heute und Morgen und ein langfristiges Erweitern der Musiktheaterliteratur zusätzlich zum Konservieren und Wieder-Beleuchten des Bestehenden müssen auch Themen einbeziehen, die der sich ändernden Welt in irgendeiner Weise gerecht werden, ohne explizite Fingerzeige, und ähnlich zeitlos bestehen können wie ein Mozart. Dass das auch ohne extravagante und demonstrativ verkopfte Konzepte geht, mit denen ein intellektueller Anspruch um des Anspruchs willen betont werden soll, zeigt sich immer wieder, so zuletzt auch in Amsterdam beim Opera Forward Festival, wo unaufgeregte, dafür aber dennoch aufregende Beispiele präsentiert wurden, wie facettenreich und in demografischer und diverser Breite erfrischend Musiktheater sich präsentieren kann, bei aller Niedrigschwelligkeit mit nichtsdestotrotz hohem Anspruch. Geschichten, die unsere divers gewordene Gesellschaft universell ansprechen können, erschaffen von diversen künstlerischen Teams sind eine nicht nur notwendige, sondern auch emotional relevante Bereicherung, die den existierenden Geschichtenkanon auf den Bühnen um ein weiteres bedeutsames Kapitel ergänzen können – sofern sie denn weitererzählt werden. „Konzepte für Junge sind überflüssig – in die Oper werden am Ende eh nur die kommen, die in ihrem Elternhaus eine musikalische Erziehung genossen haben“, hörte ich jüngst einen älteren Kulturjournalisten über Initiativen, junge Menschen in die Opernhäuser zu locken, sagen. Man kann nur hoffen, dass so wenige wie möglich diese Einstellung teilen. Auch wenn Generationen auf lange Sicht sich vielleicht doch stärker ähneln, als „Millennials“ und „Gen Z“ gern meinen, verliert man, wenn man nicht Acht gibt, doch mehr Menschen auf dem Weg, als man denkt. Wo Wandel stattfindet, muss man aufpassen, nicht zu bequem nach althergebrachten Mustern zu handeln, nur weil es früher auch funktioniert hat – aber ohne es zu einem „Generationenkonflikt“ hochzustilisieren, in dem man sich mit gerümpfter Nase auf der einen und abwinkendem Unverständnis auf der anderen Seite begegnet. Wir alle waren einmal jung, wir alle werden einmal älter, und diese Reise wird leichter, wenn Empathie, Toleranz, Offenheit und solidarisches Miteinander gegeben sind. Lassen Sie uns das nicht vergessen in Zeiten, in denen on- wie offline viel zu oft Hass und Wut die erste Reaktion geworden zu sein scheinen. Ihre Yeri Han

INTERVIEWS

  • Das Interview: RACHEL WILLIS-SØRENSEN – Gebt mir Massenet!

    Autorin: Y. Han| |Mittlerweile sind ihre Auftritte in den jugendlich dramatischen Rollen Richard Wagners weltweit ebenso gefragt, wie ihre Koloraturen als Violetta in »La Traviata« oder Hélène in Verdis »Sizilianischer Vesper «. 2021 unterzeichnete Willis-Sørensen einen Vertrag mit Sony Classical, in dessen Rahmen jetzt ihr erstes Solo-Recital erschienen ist –„Rachel“. Ein erfrischendes Gespräch mit der amerikanischen Sopranistin.| |(Foto: Ludewig)
  • Vorgestellt: RAEHANN BRYCE-DAVIS – Den Blick auch einmal heben

    Für die Mezzosopranistin und Gewinnerin zahlreicher Gesangswettbewerbe steht in dieser Saison ein ganz besonderes Debüt in Europa an: An der Mailänder Scala wird sie unter Riccardo Chailly die Ulrica in Verdis »Maskenball« singen. Fragen an eine auch darüber hinaus höchst engagierte Frau.
  • Im Gespräch: ULRIKE KÖSTINGER – Casting leicht gemacht?

    Autorin: Y. Han| |Ulrike Köstinger ist eine österreichische Kulturmanagerin und arbeitet als Chief Content & Partnership Officer für Arts Consolidated mit seinen Marken Operabase und CueTV. Sie hat nach dem Studium in Wien und Zürich von 2012 bis 2014 im Casting-Büro der Salzburger Festspiele gearbeitet und das Young Singers Project organisiert. Jetzt stellt sie die Möglichkeiten des Datenbankprojekts „Operabase“ vor.

AUFFÜHRUNGEN

  • FRANKFURT Fedora

    3. April ∙ Oper Frankfurt · Autor: L.-E. Gerth | | Die starke Sogwirkung der Musik verstärkte sich noch dadurch, dass das 105-minütige Werk ohne Pause aufgeführt wurde. So erwies sich der Abend als stimmiges Plädoyer dafür, »Fedora« regelmäßiger auf die Spielpläne deutscher Opernhäuser zu nehmen.| |(Foto: Aumüller)
  • BERLIN Les Vêpres Siciliennes

    20. März ∙ Deutsche Oper ∙ Autorin: U. Ehrensberger | | Olivier Py wollte es nicht bei dem im Libretto thematisierten Aufstand der Sizilianer gegen die französischen Besatzer belassen, der mit dem Läuten der Vesperglocken am Ostermontag des Jahres 1282 begonnen und von Palermo aus rasch die ganze Insel ergriffen hatte, sondern stülpte der Handlung kurzerhand den auch von Regiekollege Franz Castorf gern zitierten Algerienkrieg über.|%weiter% Eine von vornherein zweifelhafte Grundidee, schon weil die Franzosen nicht durch einen Aufstand aus Algier vertrieben wurden, aber auch weil uns die in den Jahren 1954 bis 1962 stattgefundene kriegerische Auseinandersetzung letztlich nicht wirklich näher ist als die noch ein paar Jahrhunderte weiter zurückliegende Revolte der Sizilianer.| |(Foto: Lieberenz)
  • WIEN Wozzeck

    21. März · Staatsoper · Autor: Th. Rauchenwald | | Beinahe 35 Jahre hat es gedauert, bis die »Wozzeck«-Inszenierung Adolf Dresens vom Juni 1987 durch eine neue Regiearbeit ersetzt wurde. Der ganze Reichtum und die unvergleichliche Sinnlichkeit der Musik von Alban Berg ist beim an allen ersten Pulten hervorragend besetzten Orchester der Wiener Staatsoper bestens aufgehoben. Christian Gerhaher verkörpert die Titelpartie.| |(Foto: Pöhn)
  • HANNOVER Der Vampyr

    25. März · Staatsoper · Autor: S. Mauß| | Heinrich Marschners kreuzbraves Blutsaugerdramolett ringt heutigen Zuschauern maximal ein müdes Lächeln ab, wenn es etwa in Emmys Ballade (das Vorbild zu Sentas) heißt: „Ach, lass dadurch dich warnen, sonst wird er dich umgarnen! Denn still und heimlich sag’ ich’s dir: Der bleiche Mann ist ein Vampyr!“ Wagner-Freunde werden aber nicht nur an Marschners Leimotivik ihre Freude haben, sondern auch einige andere Anleihen des „Meisters“ erkennen.| |(Foto: Then)
  • DORTMUND Fernand Cortez

    7. April · Theater Dortmund · Autor: Th. Molke | | Dass diese Oper zu ihrer Zeit als „musikalisch äußerst laut“ galt, mag ein Ohr, das an Opern von Richard Wagner, Richard Strauss und Giacomo Puccini gewöhnt ist, irritieren. Die Dortmunder Philharmoniker finden unter der Leitung von Christoph JK Müller sehr differenzierte Töne und setzen interessante Pausen und Brüche. Der Opernchor, der erstmals seit Pandemie-Beginn wieder in dieser Fülle auf der Bühne agieren darf, begeistert durch fulminanten Klang in den großen Chorpassagen.| |(Foto: Hickmann)
  • MÜNCHEN Jonny spielt auf

    31 März · Staatstheater am Gärtnerplatz · Autor: J.-M. Wienecke | | Ein Stück und eine Inszenierung, die an diesen Ort nicht besser passen könnten und beim begeistert mitgehenden Publikum ganz vortrefflich ankamen.| |(Foto: Zach)
  • MALMÖ Systrarna

    26. März · Malmö Opera · Autorin: G. Helbig | | Unter dem Namen »Systrarna« – Schwestern – zeigte die Oper Malmö zwei Kurzopern: Puccinis »Suor Angelica« und die Uraufführung »Auf der anderen Seite des Meeres« von Catharina Backman. Zwei herausragende Sängerdarstellerinnen in den Hauptrollen beider Stücke trugen dazu bei, den Opernabend zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.| |(Foto: Arnesson)
  • BUDAPEST Eröffnungsgala

    12. März · Staatsoper · Autor: W. Kutzschbach | | Vor fünf Jahren wurde das Budapester Opernhaus für eine geplante zehnmonatige Renovierung geschlossen, nun fand endlich die glanzvolle Wiedereröffnung statt. Ursprünglich wollte man nur die veraltete, aus Ostdeutschland stammende Bühnentechnik erneuern, doch dann fiel die Entscheidung für eine umfassende Sanierung des gesamten Hauses, von der Fassade angefangen bis zur Bestuhlung.| |(Foto: Berecz)

SPECIALS / INFO

  • REPORT

    Todesstrafe | | Am Ende dieses neuen »Don Giovanni« an der Berliner Staatsoper Unter den Linden bekommt der Titelheld die ganze Gewalt der Strafjustiz zu spüren: Festgeschnallt auf einer Pritsche wird ihm die Todesspritze verabreicht, während der Komtur als Vorsitzender eines fiktiven Strafgerichts in schwarzer Robe sein unbarmherziges Urteil verkündet. So geht die Geschichte nach Auffassung von Regisseur Vincent Huguet also aus, wenn ein in die Jahre gekommener Promifotograf unserer Tage nicht wahrhaben will, dass seine alte Verführungsmasche mit dem versprochenen Cover-Foto nicht mehr funktioniert. Das Premierenpublikum zeigte sich wenig begeistert von dieser eher peinlich-lächerlichen Umdeutung der Höllenfahrt. Leider liegen auch Michael Volles beste Tage als Mozartsänger dann doch schon einige Zeit zurück.| |(Foto: Baus)
  • HOFSTETTER & GLUCK

    Für die ersten „großen“ Gluck Festspiele unter seiner Intendanz vom 29. April bis zum 25. Mai dieses Jahres will der Dirigent Michael Hofstetter unter Beweis stellen, dass seine Beziehung zum berühmten Opernreformer und Humanisten aus der Oberpfalz ganz und gar nicht musikwissenschaftlich-trocken ist, sondern sich frisch und ohne Scheuklappen im Heute platziert. Das Programm beginnt im Theater Fürth mit einer spannenden Wiederbelebung – der Neuproduktion der legendären Tanzopern-Produktion von »Orpheus und Eurydike« von 1975 mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Sie trifft damit auf Gluck im Klanggewand der historischen Aufführungspraxis, die für Hofstetter und das Händelfestspielorchester Halle als Orchester der Gluck Festspiele obligatorisch ist. |%weiter% Die zweite große Opern-Neuproduktion der Festspiele 2022 wird dann am 14. Mai 2022 über die Weltkulturerbe-Bühne des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth gehen: die italienische Ur-Fassung von Glucks Reformoper »Alceste«. Der Ort ist gut gewählt, führt der Weg von diesem Werk doch direkt zu Wagners Musikdrama. Aufgeführt wird in Koproduktion mit dem Theater Pilsen die italienische Urfassung aus dem Jahr 1767.| |(Foto: Kmetitsch)
  • NAMEN UND DATEN

    Lisette Oropesa singt im März 2023 die Rolle der Ophélie in Ambroise Thomas fünfaktiger Oper »Hamlet« an der Opera National de Paris und steht dort neben Ludovic Tézier in der Titelpartie auf der Bühne. Die musikalische Leitung wird Thomas Hengelbrock übernehmen. In diesem Jahr wird man die lyrische Koloratursopranistin noch im Mai und Juni am Opernhaus Zürich als Lucia di Lammermoor in Donizettis gleichnamiger Oper sowie in Verdis »La Traviata« an der Bayerischen Staatsoper erleben dürfen. Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen gibt sie einen Meisterkurs im Rahmen des Young Singers Project und singt in einer konzertanten »Lucia di Lammermoor«-Aufführung.
  • NACHRUF

    Die berühmte italienische Sopranistin Antonietta Stella ist am 23. Februar 2022 im Alter von 92 Jahren in Rom verstorben. Geboren am 15. März 1929 in Perugia studierte sie am dortigen Conservatorio Francesco Morlacchi und an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom. 1950 debütierte sie in Spoleto als Leonora in Verdis »Il Trovatore«. Ein Jahr später an der Oper in Rom als Leonora in »La forza del destino«. 1954 folgte ihr erfolgreiches Debüt an der Mailänder Scala als Desdemona in Verdis »Otello«. Bis 1963 war sie fest an der Scala engagiert und sang Rollen wie Violetta (»La Traviata«), Elisabetta (»Don Carlos«), Amelia (»Un ballo in maschera«), die Titelrollen in »Aida« und »Tosca«, Mimi (»La Bohème«), Maddalena (»Andrea Chénier«) und Cio-Cio-San (»Madama Butterfly«). 1956 folgte ihr Debüt an der Metropolitan Opera in New York als Aida. Dort sang sie in vier Spielzeiten acht Partien in 54 Vorstellungen. Krankheitsbedingt hatte sie 1960 einige Vorstellungen abgesagt, war aber drei Wochen später in Mailand aufgetreten.|%weiter% Der damalige Generalmanager der Met Rudolf Bing war darüber so empört, dass er ein zwei Jahre währendes Auftrittsverbot in den USA für sie erwirkte. Antonietta Stella trat daraufhin nie wieder an der Met auf. Einige besonders gelungene Gesamtaufnahmen bei der DG erinnern an die großartige Gesangskunst de Stella, darunter »Don Carlo« unter Gabriele Santini und »Il Trovatore« unter Tullio Serafin.

MEDIEN

  • AUDIO

    Als im Juli 2021 in der Philharmonie von Lemberg (Lviv) die Aufnahmemikrofone ihre Arbeit begannen, um die jüngste Komposition von Matthias Georg Kendlinger auf CD zu bannen, war nicht im Entferntesten zu ahnen, wie passgenau seine gut vierzigminütige inzwischen dritte Symphonie mit dem Titel „Human Rights“ mit ihrem musikalischen Credo nach Menschenrecht bei ihrem Erscheinen gleichermaßen einen internationalen Aufschrei instrumentieren, Solidarität fordern und Hoffnung sowie Trost durch Kunst und Kultur vermitteln würde. Ganz unpolitisch dagegen das neue Album von Benjamin Bernheim: Mit seiner Auswahl von elf Opern von sechs verschiedenen Komponisten will der französische Tenor verdeutlichen, wie stark der Einfluss italienischer Musik auf Paris war. Vor allem Gaetano Donizetti und Giuseppe Verdi haben, um in Paris erfolgreich zu sein, einige Opern auf Französisch komponiert. Bei Donizetti sind es »La fille du regiment«, »La Favorite« und »Dom Sebastien«, bei Verdi »Jerusalem«, »Les Vepres siciliennes« und »Don Carlos«. Aber auch bei Puccini und Mascagni ist Bernheim mit Hilfe des Musikzentrums Palazzetto Bru Zane fündig geworden mit Arien aus »Tosca« und »Madama Butterfly« und der sehr selten gespielten »Amica« - die freilich erst im Nachhinein ins Französische übersetzt worden waren.