Das Opernglas - Ausgabe 05/2011
INHALTSVERZEICHNIS
EDITORIAL
Editorial
Autor: R. Tiedemann · Ausgabe 05/2011
Kaum etwas ist für den Opernfreund neben dem eigentlichen Musikgenuss spannender als der erste Blick auf die kommende Spielzeit. Vorfreude ist programmiert, wenn die Opernhäuser ihre Saisonvorschauen herausbringen. Welche Stücke kommen in neuen Inszenierungen, was singen meine Lieblingssänger, wohin lohnt sich eine Reise? Wie sich in diesem Jahr quasi „par ordre de mufti“ fast alle Intendanten in nur einer einzigen Woche Mitte April zusammendrängelten, um zeitgleich mit ihren Plänen an die Öffentlichkeit zu gehen, entbehrte nicht einer gewissen Komik, fordert aber auch dazu heraus, die Dinge einmal vergleichend im Zusammenhang zu sehen.
INTERVIEWS
Im Gespräch: AMARILLI NIZZA - Ein sehr trauriger Augenblick
Autor: Dr. Richard Erkens • Ausgabe 05/2011
Die Sopranistin gastierte während des verheerenden Erdbebens in Japan mit dem Maggio Musicale in Tokyo und gab dort unter Zubin Mehta ihr Rollendebüt als Leonora in »Die Macht des Schicksals«.
Das Interview: JOSÉ CURA - Facetten einer großen Karriere
Autor: Dr. Thomas Baltensweiler • Ausgabe 05/2011
Der berühmte Tenor führt inzwischen Regie und ist weiterhin auch als Dirigent aktiv. Ein Gespräch über Kunst und Marketing.
Das Porträt: ANDRÉ BARBE & RENAUD DOUCET - Zwei starke Charaktere
Autor: Dr. Richard Erkens • Ausgabe 05/2011
Das erfolgreiche Duo inszeniert erstmals in Deutschland. Farbigkeit und Einfallsreichtum sind die Markenzeichen ihrer fantasievollen Bühnenkreationen.
Vorgestellt: JOACHIM ARNOLD - Muttermilch und erlernte Liebe
Autor: Thomas Rauchenwald • Ausgabe 05/2011
Eigentlich ist er Musiker: Pianist und Dirigent. Dennoch spielt das Musikmanagement eine große Rolle in der Laufbahn von Joachim Arnold.
AUFFÜHRUNGEN
WIEN Anna Bolena
2. April • Wiener Staatsoper • Autor: R. Tiedemann • Ausgabe 05/2011
Was für ein Triumph! Anna Netrebko ist es gelungen, quasi aus dem Stand heraus eine Interpretation der anspruchsvollen Titelpartie in Donizettis »Anna Bolena« hinzulegen, die schon jetzt ihresgleichen sucht.
ERFURT Robin Hood
20. März • Theater • Autor: R. Erkens • Ausgabe 05/2011
In Erfurt ist es mal wieder gelungen, Unbekanntes mit dem rechten Sinn für Unterhaltung auszugraben: Die romantische Oper »Robin Hood« von Albert Dietrich war operngeschichtlich nach der Frankfurter Uraufführung von 1879 zwar nicht zu Unrecht eine Marginalie geblieben, das bereits seit der Stummfilmzeit im Kino unvermindert beliebte Sujet verstand die Regie amüsant und zugkräftig zu nutzen.
NEW YORK Le Comte Ory
24. März • Metropolitan Opera • Autor: F. Plotkin • Ausgabe 05/2011
Amüsanter Höhepunkt der Inszenierung von Broadway-Spezialist Bartlett Sher: Eine Ménage à trois zwischen Gräfin Adèle, dem Grafen Ory und dessen Pagen - aber auch sängerisch vermochten die Stars Diana Damrau, Juan Diego Flórez und Joyce DiDonato zu begeistern, im Kino in einer späteren Aufführung auch hierzulande zu erleben in einer der beliebten Met-Übertragungen.
MANNHEIM Lohengrin
3. April • Nationaltheater • Autor: B. Kempen • Ausgabe 05/2011
Was wäre, wenn Elsa ihren Bruder Gottfried doch umgebracht hätte? Die Guten werden zu den Bösen und umgekehrt im Politthriller, zu dem Regisseur Tilman Knabe Richard Wagners »Lohengrin« umdeutet. Nach Zwischenrufen en masse begründet am Ende der Heerrufer eine neue Militärdiktatur und für die Regie mündete das Toben und Brüllen des Publikums in einem Sieg der Buhfraktion.
BERLIN Tristan und Isolde
13. März • Deutsche Oper Berlin • Autor: U. Ehrensberger • Ausgabe 05/2011
Eine bereits im ersten Aufzug beschämend schlichte Personenregie, viele Statisten und ein Sarg. Und die Liebe ist der Rauschgiftspritze zu verdanken. Immerhin in musikalischer Hinsicht gab es Höhepunkte, so den kraftvoll und unangestrengt klingenden Tristan von Peter Seiffert.
MAINZ Tiefland
26. März • Staatstheater • Autor: S. Barnstorf • Ausgabe 05/2011
Im »Tiefland« wimmelt es von gruseligen Gestalten, Schicksalen hinter Clownsmasken, und Sebastiano ist ein Magier im Priestergewand. Auch wenn sich an Katharina Wagners Regiearbeiten die Geister schieden: Sie macht Oper erlebbar, reizt das Publikum zur Beschäftigung mit dem Sujet. Die auch musikalisch eindringliche Produktion erntete mehrheitlich begeisterten Applaus.
SPECIALS / INFO
NAMEN UND DATEN
Rolando Villazón will zu den Pfingstfestspielen 2012 in Baden-Baden den »Liebestrank« inszenieren und selbst auch den Nemorino singen. An der Bayerischen Staatsoper in München steht er in einer Neuinszenierung von »Les Contes d’Hoffmann« als Hoffmann auf dem Besetzungsplan. Weitere Künstlertermine und Infos von Vittorio Grigolo, Angela Gheorghiu, Linda Watson, Ricarda Merbeth u.a.
MELDUNGEN
ZEIT ZU SCHADE FÜR BAYERUTH
Nur für eine Operninszenierung seien ihm eineinhalb Jahre Lebenszeit zu schade, zitierte „Die Welt“ Wim Wenders Anfang April. Wenders ist bereits der zweite Filmregisseur, der den »Ring des Nibelungen« bei den Bayreuther Festsspielen nicht inszeniert. Dem Vernehmen nach soll es vor allem Unstimmigkeiten gegeben haben über die Realisierung eines eigenen »Ring«-Filmes in 3D, den der Regisseur frühestens 2015 oder 2016 veröffentlichen wollte. Die Festspiele aber haben ein Interesse daran, bereits im Premierenjahr 2013, im Jahr der 200. Wiederkehr des Geburtstages von Richard Wagner, damit auch das alljährlich so erfolgreiche „Public Viewing“ zu bereichern. Die Festspiele hätten stattdessen Wenders Filmprojekt mit Millionen vorfinanzieren sollen.
REPORT
TENOR IM GLÜCK
Gerade noch rechtzeitig zum Vorstellungsbeginn schaffte es Juan Diego Flórez am 9. April in die Met zur weltweiten Live-Übertragung von »Le Comte Ory«. Eine Stunde vor Beginn der Aufführung hatte bei einer Wassergeburt in ihrem New Yorker Appartement Flórez’ hochschwangere Ehefrau Sohn Leandro zur Welt gebracht. Der Tenor hatte unbedingt dabei sein wollen und berichtete im Pausengespräch mit Moderatorin Renée Fleming sichtlich erschöpft von der zuvor durchwachten Nacht und dem bewegenden Erlebnis der Geburt.
AUDIO
Hermann Wolfgang von Waltershausen OBERST CHABERT
CPO 777 619-2, 2 CDs • Autor: R. Erkens • Ausgabe 05/2011
Waltershausens Drama um einen tot geglaubten Kriegsheimkehrer ist ein äußerst geglücktes Stück – dramatisch wie musikalisch. An der Deutschen Oper Berlin war es im Rahmen des Raritäten-Panoramas, das Intendantin Kirsten Harms programmatisch geschickt entfaltet hatte, wiederentdeckt worden. Der Live-Mitschnitt mit Bo Skovhus in der Hauptrolle bietet eine Erinnerung an diesen spannenden Programmbogen wie auch an eine operngeschichtliche Epoche, die längst noch nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben hat.
Erwin Schrott ROJOTANGO
SONY 88697727292, 1 CD • Autor: B. Kempen • Ausgabe 05/2011
Diese Reise mit Erwin Schrott in die Musiktraditionen Lateinamerikas, in die Welt von Tango und Samba, ist stimmungsvoll gelungen und gnadenlos mitreißend und Schrott kommt nicht nur als schnurrender Latin-Lover zur Geltung. Der Titelsong „Rojotango“ stammt von Pablo Ziegler, der mit seinem Instrumentalquartett großen Anteil an der stimmungsreichen Wirkung dieser Einspielung hat.
VOLKSLIEDER Vol. 1 & Vol. 2
CARUS 83.003 & 83.004, 2 CDs • Autor: K.G.v. Karais • Ausgabe 05/2011
Die Tradition des gemeinschaftlichen Singens ist verlorengegangen, auch deshalb, weil das Volkslied zum Teil immer noch ideologisch vermintes Gelände ist. Um diesem gesellschaftlichen Mangel abzuhelfen sind zahlreiche Künstler gagenfrei für ein Volkslieder-Projekt ins Studio gegangen. So trifft man beispielweise auf Jonas Kaufmann, in dem „Die Gedanken sind frei“, ein Kampflied aus der Zeit des Vormärzes, einen unerwartet idealen Interpreten findet.
Camilla Nylund TRANSFIGURATIONEN
ONDINE 1168-2, 1 CD • Autor: A. Laska • Ausgabe 05/2011
In diesem Sommer wird Camilla Nylund ihre »Tannhäuser«-Elisabeth, mit der sie bereits auf einer DVD aus Baden-Baden erfolgreich verewigt wurde, im Rahmen der diesjährigen Neuinszenierung bei den Bayreuther Festspielen vorstellen. Aufmerksamkeit verdient deshalb eine Porträt-CD, auf der sie neben den beiden großen Szenen der Elisabeth u.a. auch als Elsa, Sieglinde, Arabella und Salome kennenzulernen ist.
DVD / BLURAY
Carl Orff OEDIPUS DER TYRANN / ANTIGONAE
WERGO 08545, 1 DVD & WERGO 08555, 1 DVD • Autor: J. Gahre • Ausgabe 05/2011
Orffs skandiertes Sprechen auf manchmal nur einem Ton hat in den 1950er-Jahren noch schockiert. Heute hört man das mit ganz anderen Ohren. Sein »Oedipus« und seine »Antigonae« sind thematisch miteinander verknüpft und wurden vom Theater Darmstadt 2007 auch mehrmals hintereinander aufgeführt. Die Inszenierungen von John Dew verzichten dabei fast ganz auf Requisiten und sind mit ihren Lichteffekten perfekt abgestimmt auf die Schmucklosigkeit der Orff’schen Musik.
Richard Strauss SALOME
SONY 88697806639, 1 DVD • Autor : M. Wilks • Ausgabe 05/2011
Die Intensität und die Glaubwürdigkeit der Darstellung haben die Salome vielleicht zu einer der besten Leistungen in der Karriere von Karita Mattila überhaupt werden lassen. Entsprechend groß war der Jubel für sie an der Metropolitan Opera, wo auch eine DVD-Aufzeichnung entstanden ist. Allerdings kann man über Jürgen Flimms Inszenierung geteilter Meinung sein.