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Das Opernglas – Ausgabe 04/2022

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INHALTSVERZEICHNIS

AUSGABE 04/2022

Das komplette Inhaltsverzeichnis mit allen Themen 

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EDITORIAL

  • EDITORIAL

    Autorin: Y. Han · Ausgabe 4 / 2022| | Dieser Tage kommt man – zumindest in unserer Branche – nicht um die Frage herum, wie politisch Kunst sein darf beziehungsweise soll. Es ist eine ähnlich gelagerte Frage wie die, ob Fußballweltmeisterschaften unbedingt in Katar, olympische Sommer- und Winterspiele wirklich in China stattfinden müssen. Jetzt, wo Wladimir Putin die Ukraine angegriffen hat, hat dieser Diskurs nun auch die Kunst erreicht und die Frage aufgeworfen, ob und wie man sich als Ausführender zu positionieren hat. | %weiter% Den Standpunkt, dass man nicht politisch sei und es als Aufgabe anderer ansähe, Stellung zu beziehen, kennt man bereits aus dem Sport, wenn vor allem Fußballer, Formel1-Fahrer, zuletzt aber auch Olympioniken zu möglichen Gewissenskonflikten in Bezug auf die Austragungsorte ihrer Sportwettkämpfe befragt wurden. Und es mag in der Tat ungerecht anmuten, wenn man die, die die zugrundeliegenden Entscheidungen gar nicht selbst getroffen haben, mit Suggestivfragen bedrängt. Es mag immer noch die geben, die meinen an der Illusion eines vergangenen Opernzeitalters festhalten zu können, als man einfach nur auf die Bühne zu gehen und zu singen brauchte und der Rest niemanden interessierte. Die Realität unserer Gegenwart lässt dies nicht mehr zu – allein die Reichweiten in den Sozialen Medien, über die viele Opernstars verfügen und ihre innerhalb oder sogar auch außerhalb ihrer Kernbranche exponierte Stellung kommt inzwischen mit einer größeren Verantwortung einher, vor der die Augen zu verschließen in enormem Maße naiv und weltfremd wäre. Sogar der angesichts unserer bitteren Weltrealität vage und durch Überbeanspruchung fast schon abgenutzte Claim, dass Kunst doch Grenzen überwinde und die Macht besäße zu heilen, verkommt zur bequemen Fassade, wenn hinter dieser fraglos hübschen Verpackung die stichhaltigere Substanz ausbleibt. Auch Opernhäuser mussten sich innerhalb kürzester Zeit dieser Rolle stellen – in einem international eng verzahnten Kosmos wie der Kunstwelt kann man jedoch nur dann glaubhaft Flagge zeigen, wenn auch die unter dem jeweiligen Dach versammelten Menschen aus aller Welt am selben Strang ziehen und den Angriff auf die Freiheit sowie den dafür Verantwortlichen und dessen Klüngel verurteilen. So verkündete etwa die Metropolitan Opera frühzeitig, russische Künstler nur dann noch auftreten lassen zu können, wenn politische Nähe zum Putin-Regime ausgeschlossen werden kann. Viele Häuser und Veranstaltergehen ähnlich vor, bemühen sich, im globalen Boykott den gesellschaftlichen Schulterschluss zu halten. Dieses „Aussieben“ ist, vor allem in Anbetracht des Zeitdrucks, unter dem dies geschehen ist, ein aufreibender Prozess, in dessen Zuge hier und da sicherlich auch Unrecht getan wird. Aber die Zeiten, in denen man „unpolitisch“ sein konnte, sind lange vorbei – dazu ist die Welt zu sehr im Wandel, liegen zu viele existenzielle Themen auf dem Tisch und gehen schon zu lange zu viele immer tiefer werdende Risse durch die Gesellschaft. In einer freiheitlichen Welt, die uns alle Möglichkeiten der Meinungsbildung und -äußerung bietet, unpolitisch zu sein, beziehungsweise: es nach außen sein zu wollen – denn eine Meinung im Herzen sollte jeder Mensch mit Verstand haben – bedeutet letzten Endes, die Augen vor der Realität zu verschließen und gesellschaftliche Teilhabe, den notwendigen eigenen Beitrag am großen Ganzen, an andere abzuschieben. Um mit den Worten von Igor Levit zu enden: „Being a musician does not free you from being a citizen, from taking responsibility, from being a grown up. (...) And never, never bring up music and being a musician as an excuse. Do not insult art.” | | Ihre Yeri Han

INTERVIEWS

  • Das Interview: NADINE SIERRA – Einmal die Mimì

    Autorin: U. Ehrensberger | | Zu den Paradepartien der 1988 in Fort Lauderdale (Florida) geborenen Nadine Sierra zählen die Lucia di Lammermoor und die Gilda in »Rigoletto«, die sie 2016 bei ihrem Debüt an der Mailänder Scala mit überwältigendem Erfolg sang. Frauenfiguren, die unabhängig sein möchten, haben es ihr angetan. Für ihr neues Album „Made for Opera“ hat sie sich drei solcher Heldinnen ausgesucht.| |(Foto: Hohenberg)
  • Vorgestellt: PENE PATI – Musik im Blut

    Autorin: Y. Han | | Der samoanische Tenor Pene Pati wird immer wieder mit dem jungen Luciano Pavarotti verglichen – und seit seinem Operndebüt 2017 entwickelt sich seine Karriere rasant. Nun hat er sein Debütalbum „Pene Pati“ veröffentlicht. Über das Wohlfühlen, seine musikalischen Wurzeln und vergangene und kommende Karriereschritte sprach der fröhliche Tenor bei einem Kaffee und einer Gassi-Runde in Wien.| |(Foto: Parlophone Records)

AUFFÜHRUNGEN

  • MÜNCHEN Peter Grimes

    6. März ∙ Nationaltheater · Autor: J.-M. Wienecke | | Brittens Meisterwerk erlebte eine Produktion, die zum Besten zählt, was in den letzten Jahren an der Bayerischen Staatsoper zu sehen war. Ein rundum beeindruckender Wurf, der mit Nachdruck begeisterte. Nicht zuletzt durch den in seiner Nüchternheit imposanten und zugleich wandlungsfähig gebauten Gemeindesaal, der die Bühne beherrscht.| |(Foto: Hösl)
  • BERLIN Die Sache Makropulos

    13. Februar ∙ Staatsoper ∙ Autorin: U. Ehrensberger | | Weniger als tragische Diva denn als abgebrühte Zynikerin stellte die Regie die mehr als dreihundert Jahre alte Emilia Marty dar, eine Interpretation, die Rollendebütantin Marlis Petersen durchaus entgegenzukommen schien.| (Foto: Rittershaus)
  • FRANKFURT Bianca e Falliero

    20. Februar · Opernhaus · Autor: L.E. Gerth | | Die Neuproduktion des 1819 uraufgeführten Zweiakters »Bianca e Falliero« ging mit knapp 22-monatiger Verspätung doch noch als Frankfurter Erstaufführung über die Bühne. Guerilla-Krieg zu brillant sprudelndem Rossini. Die Oper Frankfurt nahm am Premierenabend den Krieg in der Ukraine quasi vorweg.| |(Foto: Aumüller)
  • DRESDEN Aida

    5. März · Semperoper · Autorin: M. O‘Neill | | Die Regisseurin Katharina Thalbach hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass sie für ihre Neuinszenierung von Giuseppe Verdis »Aida« keine inszenatorische Interpretation in den Vordergrund rücken wolle, und das war auch keine Übertreibung – eine traditionellere Aufführung ist kaum möglich.| |(Foto: Olah)
  • LINZ Parsifal

    6. März · Landestheater · Autor: Th. Rauchenwald | | In Zeiten oft überbordender Inszenierungen, wo neben der eigentlichen noch Neben-, Parallel- und Rahmenhandlungen ablaufen und das Publikum überfordernden, erzählt Stephan Suschke einfach das Stück. Dass dieser Premierenabend durch und durch zum Erfolg geriet, dafür sorgte auch die musikalische Seite.| |(Foto: Winkler)
  • ZÜRICH L’Italiana in Algeri

    6. März · Opernhaus · Autorin: Y. Han | | Obwohl Cecilia Bartoli die Fünfzig inzwischen überschritten hat, nimmt man ihr erstaunlicherweise die kokette Jugendlichkeit ihrer Bühnenfigur problemlos ab. Das Zürcher Publikum feierte die sichtlich euphorischen Ausführenden mit stehenden Ovationen für einen wie im Flug vergangenen Opernabend auf höchstem Niveau.| |(Foto: Rittershaus)
  • NEW YORK Don Carlos

    3. März · Metropolitan Opera · Autor: F. Plotkin | | Nur wenige Häuser haben »Don Carlos« jemals im französischen Original inszeniert. Am 28. Februar 2022 hatte die Oper in dieser Fassung und in einer Neuinszenie¬rung von David McVicar nun an der Met Premiere. Die Eboli sollte ursprünglich von Elīna Garanča und der Philippe von Günther Groissböck gesungen werden, aber beide Künstler zogen sich vor Beginn der Probenzeit zurück.| |(Foto: Howard)
  • SOFIA Chatterers

    2. März · Nationaloper · Autorin: S. Dimitrova | | Eine Opernpremiere, die als bedeutendes Ereignis an der Nationaloper in Sofia und im Kulturleben der Hauptstadt Bulgariens gelten darf: Auf der Bühne erwachte ein Werk zum Leben, mit dem die Namen mehrerer berühm¬ter bulgarischer Künstler verbunden sind.

SPECIALS / INFO

  • REPORT

    STATISCHE ANNA | | Eric Génovèses 2011 an der Wiener Staatsoper herausgekommener Inszenierung von Donizettis »Anna Bolena« hat eine recht undramatische Verpackung erhalten und muss daher stark von einer Besetzung leben, die die zwangsläufige Fokussierung auf die Musik zu tragen imstande ist. %weiter% Dass die Inszenierung eine statische voller Rampensingen in überkommener Gestik ist, schien der von jeher mit einem Hang zum theatralischen Overacting bedachten Diana Damrau jedoch nichts auszumachen, denn sie bespielte die gesamte Klaviatur der einschlägigen Operngesten so unverdrossen, dass es stellenweise fast schon unfreiwillig komisch war.| |(Foto: Pöhn)
  • NACHGEFRAGT

    GOETHE + MOZART | | Ausblick auf die Uraufführung „Die Zauberflöte Zweiter Teil“ am 22. April im Allee-Theater – Hamburger Kammeroper. Gaby Helbig sprach mit Intendant Marius Adam und der Bühnenbildnerin Kathrin Kegler.| |(Foto: Radtke)
  • NAMEN UND DATEN

    Einen großen persönlichen Erfolg konnte Gregory Kunde als Calaf bei der »Turandot«-Premiere in der Staatsoper Hamburg am 13. März für sich verbuchen. Mit erstaunlicher stimmlicher Frische und engagierter Gestaltung meisterte der 68-jährige Sänger die Tücken der Partie. Yona Kim hatte das fernöstliche Märchen als nachtschwarzes Stück mit deutlichen Bezügen zur Entstehungszeit und vielen intelligenten Assoziationen inszeniert. %weiter% Nach der Hamburger Aufführungsserie geht es für Kunde mit einer weiteren Neuproduktion an die Bayerische Staatsoper in München, wo am 9. Mai Hector Berlioz’ Oper »Les Troyens« mit ihm als Énée Premiere hat. In München wird er zu den Opernfestspielen als Otello zu erleben sein, eine Partie, die er auch am Teatro Comunale in Bologna singt, wo er zudem als Rodolfo in »Luisa Miller« gastiert und für den Oktober 2022 in der Titelpartie von Umberto Giordanos »Andrea Chenier« angekündigt ist.| |(Foto: Gloag)

MEDIEN

  • AUDIO / GESAMT

    Das Gemälde „Phryné devant l‘aéropage“ von Jean-León Gérôme ist berühmt. Camille Saint-Saëns war durch und durch von der Antike fasziniert, war belesen in römischer und griechischer Geschichte und Archäologie. Seine Oper »Phryné« komponierte er, nachdem er sich mit den antiken Opernschöpfungen von Rameau oder Gluck befasst hatte. Als weitere Operngesamtaufnahme in kurzer Zeit bereits die dritte neue von »Pelléas et Mélisande«, die jedoch einen komplett anderen interpretatorischen Ansatz verfolgt. %weiter% Der Dirigent François-Xavier Roth strukturiert sehr bewusst die seelische Nabelschau des impressionistischen Eifersuchtsdramas in der märchenhaften Legende Maeterlincks und Debussys.
  • DVD / BLURAY

    Große Opernproduktionen als Mitschnitt auf DVD: Der Londoner »Fidelio« mit Lise Davidsen als Leonore. Dieses Ereignis wurde mit Spannung erwartet, denn große Sängernamen haben im Vorfeld für größtmögliche Aufmerksamkeit gesorgt. Allerdings stand Jonas Kaufmann, der in der Premiere gesungen hatte, am 13. März, dem Tag des hier vorliegenden Livemitschnitts, nicht mehr zur Verfügung. David Butt Philip hat für ihn übernommen. Und aus München Barbara Hannigan in der Märchenoper »Die Schneekönigin « von Hans Abrahamsen, musikalisch aufs Allerfeinste ausziseliert vom Orchester der Bayerischen Staatsoper in der sensiblen und sensitiven Leitung von Cornelius Meister, dem Bayreuth-Debütanten dieses Jahres 2022.| |Foto: Cooper)
  • AUDIO / SOLO

    Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian kann ihren „Turbo“ auch beim Liedgesang zünden und begeistert mit Rachmaninoff. So gestaltet sie für ihr Album „Dissonance“ eine individuelle Dramaturgie mit emotionalen Achterbahnfahrten und Ruhemomenten, mit fulminant aufblühender Höhe und einer innig erzählenden mezza voce.| |(Foto: Baltakys)