EDITORIAL
Autor: Y. Han · Ausgabe 3/2021
Bei allem Bemühen, die Corona-Thematik redaktionell nicht zu sehr in den Vordergrund zu rücken – man kommt leider nicht um sie herum, die Rubrik „Streaming“ führt uns den Ausnahmezustand immer wieder vor Augen, aber auch die Gespräche, die wir mit Künstlern sowie auch den Menschen im Hintergrund führen. Es beschäftigt die Jungen am Karrierebeginn, die wir seit einigen Monaten immer wieder begleiten, aber auch eine Grand-Dame wie unsere Titelkünstlerin, Dame Kiri Te Kanawa, die seit Jahren in der Nachwuchsförderung engagiert ist und die sich aktuell abspielenden Dramen auf und abseits der Bühne aus nächster Nähe mitverfolgen muss. Verträge werden gestrichen, vielversprechende Debüts an prestigeträchtigen, aber geschlossenen Bühnen abgesagt – so manche noch junge Karriere wird nun womöglich einen empfindlichen Knick verzeichnen.
Weiter →Die Zeit ist dennoch wie im Flug vergangen, es erscheint unvorstellbar, dass wir schon seit so vielen Monaten immer wieder neue Themen auftun, die Krise bewältigen müssen, die von den Bühnen in Kettenreaktion auch auf die berichterstattenden Medien wie uns übergeschwappt ist. Aber wie so oft im Leben liegen in den zunächst unerfreulichen Herausforderungen auch neue Erkenntnisse – die neuen Themenblöcke und Rubriken, die zunächst an die Stelle der wegfallenden Live-Vorstellungen treten mussten, sind von Ihnen, liebe Abonnenten und Leser, so positiv aufgenommen worden, dass wir einige von ihnen sicherlich auch nach überstandener Pandemie weiterhin am Leben erhalten werden.
Der Blick bleibt fest voraus auf eine hoffentlich schnelle Rückkehr zum Live-Betrieb gerichtet. In Ihren Rückmeldungen und Nachrichten an uns, aber auch in den Gesprächen mit Künstlern wird es immer wieder deutlich – so groß das Privileg auch ist, im digitalen Zeitalter zumindest in dieser Form weiterhin stattfinden zu können, so wenig ist diese Kunstform für die Einsamkeit der Säle geschaffen. „Wir sind nicht dafür geschaffen, vor leeren Reihen für Bildschirme zu singen“, sagt Alexandra Lowe, Mitglied des Jette Parker Young Artists Programme der Londoner Royal Opera. Künstler brauchen eine rezipierende Anwesenheit im Saal, so wie es für den Rezipienten einen bisher unüberbrückbaren Unterschied zwischen einem noch so guten Lautsprechersound und dem live erzeugten Klang von Saiten-, Blasinstrumenten und Stimmen gibt.
Aber: Der Frühling rückt näher, und wir freuen uns sehr, mit unserer März-Ausgabe endlich auch wieder einen genaueren Blick auf „unsere“ zuletzt verschneite Heimatstadt Hamburg werfen zu können, die sich mit einer neuen »Manon« mit einem Ausrufezeichen aus der Winterstarre zurückgemeldet hat. Nachdem die Protagonistin Elsa Dreisig vergangenes Jahr unseren Titel geziert hat, plauderte nun des Lescaut der Produktion, Björn Bürger, mit uns über die Hintergründe der Produktion.
Der Frühling ist die Zeit des Erwachens – wir freuen uns und wissen sehr zu schätzen, dass Sie einen Teil dieser Zeit unserer März-Nummer widmen, und drücken die Daumen, dass ein Erwachen endlich auch dem Musiktheater vergönnt ist.